Für alle, die wissen möchten, warum sie immer schlechter eine behandelnde Arztpraxis finden…
Ein typischer Montag:
Wecker klingelt um 5.08 Uhr, da ich leider am Freitag nicht mehr alles geschafft habe. Muss deshalb eher da sein, um vor 7.30 Uhr die angeforderten Rezepte fertig zu haben. Nach den nötigsten Arbeiten zu Hause schnell in die Praxis geflitzt – uff, das hat schon mal geklappt.
Jetzt bloss nicht vergessen, später beim Softwarehaus nachzufragen, ob die Probleme mit der TI schon beseitigt sind, sonst klappt das am 1.7. mit der eAU nicht.
Dann gilt es, bis 09.00 Uhr (da sind die ersten Patienten für die Sprechstunde einbestellt),
- Das Labor von Freitag durchzusehen und eventuell Notwendiges zu veranlassen,
- Die Coronameldungen vom Wochenende zu machen
- Die am Wochenende angekommenen mail-Anfragen zu bearbeiten
- Die telefonischen und sonstigen Anfragen zu bearbeiten
- Die Impfungen von der letzten Woche zu dokumentieren.
Das alles dauert bis exakt 8.59 Uhr.
Dann Sprechstunde: die Patienten sind durchgehend bis 12.00 Uhr einbestellt, dazu kommen Massen von telefonischen Anfragen, Patienten, die noch notfallmässig dazukommen. Und Entscheidungen über diverse Hausbesuchsanfragen.
Nach einer kurzen Pause zum Mittagessen dann schnell weiter zum Hausbesuch bei einem im Sterben liegenden Patienten, dauert leider auch zu lange. Muss ja rechtzeitig zurück sein, falls der Kollege es nicht geschaffft hat, die Rezeptmappe vom Vormittag zu bearbeiten (das dauert am Montagmittag erfahrungsgemäss mind. 45 Minuten). Auch die Faxe und mails des Vormittags und die Post wollen bearbeitet sein. Dann aber „husch-husch“ – weil um 15.00 Uhr beginnt die ausgebuchte Infektsprechstunde. Das heisst 2 Stunden am Stück im 10-Minuten-Takt bei 30°c unter einer FFP-3-Maske möglichst an alles Wichtige zu denken.
17.00 Uhr – geschafft! Was für eine Wohltat, wieder mit FFP 2 atmen zu dürfen.
Jetzt noch fix die Rezeptmappe machen, die Faxe und mails vom Nachmittag bearbeiten, und dann geht es frisch und frei an die Abrechnungsvorbereitungen – schließlich ist in dieser Woche Quartalsabrechnung, und hierzu müssen noch viele, viele Prüflisten bearbeitet werden, was erfahrungsgemäss 5-10 Stunden dauert. Naja, ich mache halt, so lange ich kann…
Mitten in der Listenbearbeitung schiesst es dann in den Kopf: was war nochmal mit der TI? Das Softwarehaus hat sich nicht gemeldet, eine kurze Prüfung zeigt, dass es immer noch nicht geht. Anzurufen habe ich vergessen…Zu allem Überfluss kommt dann noch eine mail, das das Softwareupdate des Praxis-EDV-Systemes vor der Abrechnung zu erfolgen hat – aber wann denn nur???
Gegen 20 Uhr gebe ich auf, sehr nur noch Listen und Quadrate – und morgen um 5.30 Uhr klingelt der Wecker für einen neuen Tag, der ähnlich sein wird wie der heutige…
Hannover, 27.06.2022 Dr. med. Anja Fröhlich